Eine Reise, die ist lustig: Yogaretreat vs. Yogareise

„Ich hätte mir mehr Zeit für mich gewünscht. Mehr Zeit, für innere Entwicklung. Zeit, die Dinge nachwirken zu lassen.“

So oder so ähnlich tönten einige Stimmen am Ende der einwöchigen Yogareise auf Korfu, die ich in der letzten Woche als Yogalehrerin begleiten durfte. Und genauso ist es mir selbst auch oft ergangen, nachdem ich an einem vermeintlichen „Retreat“ teilgenommen habe.

warrior2Bitte nicht falsch verstehen, es ist überhaupt nichts gegen Yogareisen einzuwenden, ganz im Gegenteil! Ich genieße sie sehr, als Lehrer wie als Teilnehmer. Doch immer wenn du eine Reise buchst, bei der Yoga ein Programmpunkt ist, lohnt es sich, zwischen den Zeilen zu lesen bzw. einfach die Organisatoren zu fragen:

Handelt es sich um eine Reise mit etwas Yoga als Programmpunkt, oder ein speziell auf Yoga und persönliche Entwicklung/Rückzug ausgerichtetes Retreat?

In erster Linie besteht der Unterschied zwischen einer Yogareise und einem Yogaretreat darin, dass hinter einer Yogareise eine Menge Menschen stecken, und der Yogalehrer ist einer dieser „Dienstleister“. Ein pures Retreat ist hingegen eher von einem Yogalehrer selbst organisiert – das bedeutet, dieser Lehrer entwickelt auch das Retreatprogramm spezifisch entsprechend seiner eigenen Zielgruppe, nicht für eine breite Masse.

Natürlich ist das nur ein kleiner Anhaltspunkt, ein Yogalehrer kann genauso gut selbst eine bunte Reise organisieren, oder ein Retreat-Anbieter mit viel Personal ein fixes Programm, das sich auf Yoga & Spiritualität konzentriert.

Noch ein paar Unterschiede:

Die Asana-Praxis

Eine Yogareise machen oft Menschen, die kaum oder wenig Erfahrung mit Yoga haben, ältere Menschen, die sich etwas bewegen möchten oder einen Anstoß zum Wiedereinstieg ins Yoga möchten. Das bedeutet, der Yogaunterricht ist flexibel. In der Beschreibung steht dann eher „sanftes Yoga“ oder „klassisches Yoga“ als ein bestimmter Stil, Infos zum Lehrer sind rar.

Bei einem Retreat für „Yogis“ unterrichtet ein Lehrer seinen ganz eigenen, spezifischen Stil bzw. bestimmte Yogastile und wirbt auch genau damit. Das bedeutet nicht, dass du ein bestimmtes „Level“ oder massig Erfahrung haben musst. Aber du solltest schon daran interessiert sein, deine Yogapraxis zu vertiefen, auf die eine oder andere Art. Damit kommen wir zum nächsten Punkt:

photo of a man sitting under the tree
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Der spirituelle Aspekt

Auch dieser Aspekt wird bei einer Yogareise eher allgemein gehalten. Singen, tanzen, Meditation und Mantren singen steht auf dem Programm, gemacht wird, worauf Teilnehmer Lust haben. Oder auch nicht.

Bei einem Retreat mit Yoga-Fokus gibt es oft ein bestimmtes Thema, wie z. B. Frühlingserwachen, Freiheit, Loslassen, oder aber auch Yoga für Schwangere, Yoga für Kopfmenschen – ganz wie bei einer Forrest Yoga Klasse, bei der wir zu Beginn jeder Klasse einen „Intent“, also ein Thema für die Stunde bieten. Dieses Thema kann auf einem Retreat ganz anders ausgearbeitet werden, denn man hat mehrere Klassen und Stunden, die darauf aufbauen. Dadurch ist es ganz besonders geeignet, wenn es ein bestimmtes Thema in deinem Leben gibt, in das du tiefer eintauchen möchtest.

Nach eine solchen Retreat sind einige Dinge vielleicht klarer, manchmal hat ein Programm wie dieses durch den Fokus auf ein Thema wirklich die Macht, dein Leben nachhaltig zu verändern. Es geht also erheblich tiefer als nur ein bisschen entspannen.

Das Rahmenprogramm

Überhaupt: Das Wort „Retreat“ bedeutet soviel wie „Rückzug“. Für mich bedeutet das nicht nur einen Rückzug vom Alltag, sondern auch von einem vollem Terminplan.

Ganz- und halbtägige Exkursionen mit der Gruppe können ordentlich Spaß machen und das Yogaprogramm wundervoll ergänzen. Auch bei Retreats mit Yogafokus will nicht jeder die ganze Zeit allein auf seinem Zimmer hocken (dazu unten mehr).

Aber generell sollte bei einem Retreat Yoga und Introspektion im Fokus stehen, viel mehr, als am Reiseort neue Eindrücke zu sammeln. Ich persönlich schätze es, vor oder nach so einem Retreat mehr „Reise“ mit Sightseeing etc. zu machen und mich während der Retreatzeit nach innen zu fokussieren.balcony view.jpeg

Soziale Verbindung, Gruppengefühl

Hier ist ein großer Knackpunkt: Austausch in der Gruppe, besonders mit Menschen, die viel gemeinsam haben, ist richtig klasse und etwas, was bei Yogakursen im Studio sonst viel zu kurz kommt.

Aber manchmal möchte man genau das, was das Wort „Retreat“ bedeutet: Sich zurückziehen, um das Erlebte und die Yogapraxis nachwirken zu lassen. So schön es ist, wenn sich eine gute Dynamik in einer Reisegruppe entwickelt – manchmal hat man dadurch das Gefühl, einer Art Gruppenzwang zu unterliegen. Auch wenn das Motto ist „alles kann, nichts muss“, möchte man nicht immer etwas mit der Gruppe machen, sich nach den Mahlzeiten wieder zurückziehen und dabei nicht als sonderbar gesehen werden. Trotzdem ist es auch dann schön, den Kontakt zur Gruppe suchen zu können.

Was schätzt du an einem Yogaretreat besonders? Und an einer Yogareise? Wenn du dein eigenes Retreat entwickeln könntest, wie würde es aussehen?

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